VW-Kürbis Autohaus
Voller Fokus auf die Zukunft im Familienbetrieb

Seit gut einem Jahr ist im Autohaus Kürbis in Baar einerseits nichts mehr, wie es war. Andererseits ist aber auch nach wie vor alles so, wie es war – oder zumindest beinahe. Das Autohaus ist „weiblicher“ geworden, verraten Aloisia und Luisa Kürbis. Gewünscht hatten sie sich diese Entwicklung nicht. Vor gut einem Jahr – am 31. Oktober 2023 – ist Leopold Kürbis plötzlich, unerwartet und im Alter von gerade einmal 55 Jahren verstorben. „Dann waren wir in der Pflicht, denn das Autohaus ist unser Leben“, erklärt Witwe Aloisia Kürbis im Gespräch. Sie ergänzt: Man trage schließlich die Verantwortung für über 20 Mitarbeitende.

Das gesamte Team habe zusammengehalten, jeder Einzelne habe nicht nur seinen eigenen Aufgabenbereich bewerkstelligt, sondern sich eingebracht, wo er nur konnte. Durch die lange Mitarbeit und die feine Beobachtungsgabe der Mitarbeitenden und deren Tipps nach dem Motto „Der Leo hat das immer so gemacht“ oder „Der Leo hat immer dort nachgeschaut“ konnte der Betrieb weiterlaufen.

Bei VW-Bus-Fans hat das Autohaus Kürbis einen Namen

Heute ist Aloisia Kürbis, die mit viel Durchsetzungskraft binnen drei Monaten den Nachlass geregelt hat, Inhaberin und Geschäftsführerin. Ihre zwei Töchter – die 24-jährige Luisa und die 19-jährige Anna – sind beide im Betrieb tätig. Luisa Kürbis ist angestellte Geschäftsführerin und Anna Kürbis ist Angestellte. Gemeinsam führen sie nicht nur den Familienbetrieb, sondern führen auch inhaltlich das fort, wofür Leopold Kürbis‘ Herz schlug: für den VW-Bus-Klassiker, den T4, und für die Elektromobilität, die unter anderem in Form des ID.Buzz, dem E-Bus von VW, auf dem Hof steht. Seit Jahrzehnten hat das Autohaus bereits einen Namen unter VW-Bus-Fahrern und -Fans; verkauft werden VW-Busse der Modellreihen T4 bis T7 sowie der ID-Buzz. Als erprobte Camper und leidenschaftliche Besucher von VW-Bus-Treffen gibt die Familie im Betrieb echtes Praxiswissen weiter. Darüber hinaus werden Nutzfahrzeuge und Autos verkauft. Das Autohaus ist dabei für die Marken VW und Audi zuständig und bestand erst kürzlich das erste große ISO-Audit unter weiblicher Führung, das nötig ist, um als Markenwerkstatt arbeiten zu dürfen.

VW-Busse waren das Steckenpferd von Leopold Kürbis

„VW-Busse waren das Steckenpferd und auch der Spleen meines Mannes“, verrät Aloisia Kürbis und Tochter Luisa Kürbis ergänzt, wie treu die Kundschaft ist: „Hier und da kommen alte T4-Modelle in unsere Werkstatt, die vor 20 Jahren hier gekauft wurden.“ Diese Modelle hat Leopold Kürbis dann zur Chefsache erklärt und beispielsweise selbst die sogenannte Wachs-Hohlraumversiegelung oder andere Schönheitsreparaturen durchgeführt.

Und Tochter Luisa Kürbis hatte Glück, denn ihr Vater hat auch sie in die T4-Geheimnisse eingeweiht, die die Töchter Luisa und Anna nicht ohnehin in ihrer Kindheit in der Werkstatt aufgeschnappt haben. Luisa Kürbis hat ihren beruflichen Werdegang dann auch prompt in der Werkstatt begonnen, Anna Kürbis im Büro, was die Schwestern zum guten Team an der Seite von Aloisia Kürbis macht, die im Betrieb für die Buchhaltung zuständig ist.

Beide Töchter legen beachtliche Werdegänge hin

Anna Kürbis hat mittlerweile ihre Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement abgeschlossen und absolviert gerade eine Weiterbildung zur Audi-Serviceassistentin. Luisa Kürbis hat ihren beruflichen Werdegang mit einer Kfz-Mechatroniker-Lehre im heimischen Betrieb begonnen, eine Ausbildung zum technischen Betriebswirt absolviert und sich dann auf ein Fernstudium gestürzt, nach dessen Abschluss sie sich nun „Automobil-Ökonomin“ nennen darf. Stolz zeigt sie ihren Meisterbrief, der Teil des Studiums war, und freut sich darüber, für ihre hervorragenden Leistungen den Meisterpreis vom Bayerischen Staatsministerium erhalten zu haben.

Zur ersten Prüfung konnte Luisa Kürbis nicht antreten, diese hätte direkt nach dem Todestag ihres Vaters stattfinden sollen. Verschoben hat sie die Prüfungen dann um ein halbes Jahr. In dieser Zeit konnte der Betrieb weiterlaufen wie gehabt, weil in der Werkstatt zwei Meister tätig sind, die nötig sind, um weiter auszubilden. Denn Luisa Kürbis sollte ihren Meisterbrief erst nach Abschluss des Studiums bekommen. Einen Plan hätte es bereits gegeben, verrät die ambitionierte 24-Jährige: Zur Not hätte sie den Goldenen Meisterbrief von ihrem Opa vorgezeigt. Der 87-Jährige, der den Betrieb vor über 60 Jahren gegründet hat, ist noch immer im Betrieb aktiv. Er kümmert sich um die Zulassung der Fahrzeuge und arbeitet in einem Büro, in das einen Fuß zu setzen auch einer Reise in die Zeit der Schreibmaschinen bedeutet.

Autohaus Kürbis war einer der ersten E-Stützpunkte von VW und Audi

Auf eine Zeitreise in die Zukunft hat Leopold Kürbis seinen Betrieb im Übrigen bereits sehr früh geschickt. Das Autohaus war einer der ersten E-Stützpunkte von VW und Audi, was bedeutet: In Baar können E-Batterien repariert werden. Auch die Schnellladesäule gab es schon früh und neben einem Hochvolt-Experten im Team gibt es heute vier Hochvolt-Techniker. Leopold Kürbis war einer von ihnen, Luisa Kürbis ist eine von ihnen, denn auch die 24-Jährige hat diese Weiterbildung absolviert.

Integriert ist das Thema E-Mobilität nicht nur in der Werkstatt und im Bereich der Verkaufsflotte, sondern auch in der Leihwagenflotte, die rund 30 Fahrzeuge umfasst. Während das eigene Fahrzeug in der Werkstatt ist, könne die Zeit beispielsweise dazu genutzt werden, den ID.Buzz probehalber zu fahren. „So könne auch geprüft werden, ob der Opa gut in den Bus einsteigen kann“, verraten Luisa und Aloisia Kürbis. Sie unterstreichen so auch: Der Blickwinkel ist weiblicher geworden – „und strukturierter“, verraten die Frauen einstimmig und erinnern sich an das „kreative Chaos“, das stets auf dem Schreibtisch des verstorbenen Firmenchefs geherrscht hat.